Winterfahrt Zwolle


Themen


Fahrzeug

Für eine Reise nach Zwolle habe ich mir das Quatrevelo-Plus (QV+) des HPV Lab der FH Münster geliehen. Das Carbon-Velomobil hat vier voll verkleidete Räder. Zwischen den Hinterrädern bietet es sehr viel mehr Raum für Gepäck als das Mango Sport. Die Fußlöcher vorne habe ich wegen des Wetters mit einem passgenauen Silikondeckel verschlossen.

Wetter

Auf dem Hinweg am Montagmorgen lag die Temperatur um 0 °C, ich hatte mäßigen Gegenwind und gelegentlich fiel etwas Schnee und Graupel. Der Rückweg am Dienstag Nachmittag war kälter, bis zu -3 °C, aber sonnig, später sternenklar. Der Wind war schwächer und wehte von rechts aus Südwest.

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Abbildung 1: Montag, kurz vor neun Uhr, nach knapp zwei Stunden Fahrt ist es hell.

Planung

Für die Routenplanung finde ich den Routenplaner von Norbert Renner und Arndt Brenschede unübertroffen. Im Profil »Velomobil (schnell)« habe ich »Avoid Cycleways« von 8 auf 3 reduziert, da ich den Niederlanden eine gute Radwegqualität erwartet habe. Ergebnis ist eine über mittelgroße Straßen mit Schutzstreifen und größere Radwege geführte Route über Tubbergen und Ommen. Hier geht es zum aufgezeichneten Rückweg bei Garmin Connect.

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Abbildung 2: Der aufgezeichnete Rückweg.

Strecke

Für Touren durch die Niederlande kann »Avoid Cycleways« vermutlich auch auf 0 reduziert werden. Der Asphalt niederländischer Radwege ist exzellent, Landstraßen sind oft rauer. Die Verkehrsführung für Radfahrer/innen ist vorbildlich. Oft haben Radfahrer/innen Vorrang an Einmündungen oder Querstraßen. Der Autoverkehr wird an diesen Stellen mit Drempeln gebremst und mit klaren Markierungen und Schildern auf Radfahrer/innen hingewiesen. Auch Unterführungen eigens für Radfaher/innen sind nicht selten. Ich habe mich überall sicher gefühlt.

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Abbildung 3: Dienstag, QV+, niederländische Radwege und klares Wetter sind die perfekte Kombination für eine perfekte Reise.

Besonderheiten bei Kälte und Dunkelheit

Auf der Rückfahrt ließ sich der Toch-Screen des Garmin nach etwa 70 km nicht mehr bedienen. Vielleicht war die Umgebung zu feucht-kalt? Eine Karte zur Sicherheit ist keine Option im engen Velomobil bei Kälte und Schneeschauern. Ich denke, am besten lernt man die wichtigsten Orte der Route in der korrekten Reihenfolge auswendig und folgt dann der Beschilderung für Radfahrer/innen. Die Schilder sind allerdings so klein und so hoch angeordnet, dass sie nicht gut im Scheinwerferlicht lesbar sind. Eine Taschenlampe ist hier praktischer als das Handy-Licht oder die bewegliche Innenbeleuchtung. Der Kfz-Beschilderung zu folgen kann bedeuten, dass man auf Kraftfahrstraßen landet.

(Arbeits-)Handschuhe und warme Kleidung oder eine Decke sind im Fall einer Panne natürlich an Bord – glücklicherweise habe ich nichts davon gebraucht. Während der Fahrt braucht man nichts besonderes. Selbst bei -3 °C genügte eine Fleecejacke völlig. Die ersten 65 km des Rückwegs bin ich im T-Shirt gefahren. Laut GPS Aufzeichnung betrug die Temperatur im Velomobil meist etwa 10 bis 12 °C. Aber kalte Füße sind ein Problem. Hin und wieder kurz anhalten und ein paar Schritte gehen hat geholfen.

Im Sommer hoch frequentierte Radwege, zum Beispiel entlang der Vechte, sind im Januar menschenleer. Aber auch viele Cafés sind geschlossen. Im Sommer hätte ich sicher ein oder zwei schöne Pausen eingelegt – jetzt ich bin einfach durchgefahren.

Verpflegung

Von drei Litern Wasser habe ich nur etwa 1,5 Liter getrunken, man schwitzt nur mäßig. Eine Nussmischung für die Fahrt genügte. Ich war ja auch mittags schon in Zwolle.

Fahrzeug

Daten und Fakten findet man auf velomobiel.nl. Ich möchte beschreiben, wie es sich anfühlt, mit dem QV+ zu fahren.

Im Vergleich zum QV hat das QV+ etwas mehr Platz für die Knie, was bei meiner Größe von 1,93 m hilfreich ist. So konnte ich einen größeren Tretkurbelradius fahren als im Mango Sport.

Das QV+ fühlt sich beim Anfahren etwas weniger dynamisch an als das Mango Sport. Der Luftwiderstand scheint aber geringer zu sein. Geschwindigkeiten über 40 km/h konnte ich gefühlt leichter halten. Für eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 30 km/h habe ich im Schnitt 160 W Leistung benötigt, das ist kein großer Unterschied zum Mango Sport. Im Mango Sport ist meine Sitzposition etwas aufrechter. Daran musste ich mich gewöhnen – auf den letzten Kilometern vor Zwolle habe ich mir eine zusammengerollte Decke hinter den Kopf gelegt, um Nackenschmerzen zu vermeiden. Das lässt sich durch eine Anpassung der Sitzposition vermutlich vermeiden. Innerorts war der große Wendekreis des QV+ gerade noch in Ordnung. Mit dem Mango fühle ich mich wendiger.

Insgesamt fühlt sich das QV+ viel mehr wie ein Limousine an, mit der man gemütlich aber zügig lange Strecken zurücklegt. Es ist ein ideales Fahrzeug für mehrtägige Reisen mit etwas mehr Gepäck.

Datum: 16. Januar 2024

Autor: Peter Vennemann

Email: mail@vennemann-online.de